20. Oktober - Weltstatistiktag: Statistik ist alles – Menschen sind nichts?

20. Oktober - Weltstatistiktag: Statistik ist alles – Menschen sind nichts?

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20. Oktober - Weltstatistiktag: Statistik ist alles – Menschen sind nichts?

„Im Durchschnitt war der See nur einen Meter tief – und trotzdem ist die Kuh Elsa ertrunken." Dieser Satz verdeutlicht treffend die Tücken der Statistik. Nicht umsonst heißt es auch: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast."

Der erste Weltstatistiktag wurde am 20.10.2010 gefeiert, mit der Absicht, alle fünf Jahre stattzufinden. Doch wie verlässlich sind die Zahlen, die uns tagtäglich präsentiert werden?

Kinderarmut in Deutschland: Ein statistisches Wunder?

Die OECD-Studie „Doing better for children" von 2009 bezifferte die Kinderarmut in Deutschland auf 16,3%. Erstaunlicherweise sank diese Zahl laut der OECD-Studie „Doing better for families" von 2011 auf 8,3%. Diese vermeintliche Halbierung der Kinderarmut innerhalb von zwei Jahren stieß auf Skepsis, nicht zuletzt beim Bremer Institut für Arbeitsmarktsforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ). Es wurden Fragen zur Berechnungsmethode laut, einschließlich des Verdachts, dass irrelevante Faktoren wie Witwenrenten in die Berechnung einbezogen wurden.

Hochbegabung: Wenn Statistiken menschliche Schicksale verschleiern

Professor Dr. Detlef Rosts Marburger Hochbegabtenstudie untersuchte 7000 Neunjährige und identifizierte 151 als hochbegabt. Von diesen hatten 25 Schulprobleme, bei 8 bis 9 war die persönliche Entwicklung ernsthaft gefährdet. In Prozenten ausgedrückt:

  • 2,2% der untersuchten Kinder waren hochbegabt
  • 16,1% der hochbegabten Kinder hatten Schulprobleme
  • 0,4% aller untersuchten Kinder waren hochbegabt mit Schulproblemen
  • 5,3% der hochbegabten Kinder hatten schwere Probleme
  • 0,1% aller untersuchten Kinder waren hochbegabt mit schweren Problemen

Auf den Geburtsjahrgang 2004 mit 705.622 Kindern hochgerechnet, bedeutet dies potenziell 705 hochbegabte Kinder, die als Erwachsene ihr Leben nicht selbstständig bewältigen können. Zusätzlich könnten 2.117 hochbegabte Kinder ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen.

Professor Dr. Gerald Dyker kritisierte zudem methodische Mängel der Studie, die auf eine Unterschätzung der tatsächlichen Zahlen hindeuten.

Frühkindliche Betreuung: Statistiken vs. kindliche Entwicklung

John Bowlby, Begründer der Bindungstheorie, zeigte, dass jede Trennung eines Kindes unter drei Jahren von seiner engsten Bezugsperson traumatisch wirken kann. Zahlreiche Folgestudien bestätigten negative Auswirkungen früher Fremdbetreuung, darunter erhöhte Neigung zu Aggressionen, psychischen Auffälligkeiten und Intelligenzminderung.

Trotz dieser Erkenntnisse forcieren Politiker den Ausbau von Krippenplätzen, während beispielsweise die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder ihr eigenes Kind mit an den Arbeitsplatz nahm.

Fazit

Der Weltstatistiktag erinnert uns daran, Zahlen und Statistiken kritisch zu hinterfragen. Hinter jeder Zahl stehen menschliche Schicksale, die durch reine Statistik oft verborgen bleiben. Es liegt an uns, die Balance zwischen datenbasierter Entscheidungsfindung und menschlichem Urteilsvermögen zu finden.

OECD-Studie “Doing better for children” (2009)

OECD-Studie “Doing better for families” (2011)

BIAJ-Stellungnahme zur OECD-Studie

Kritik an der OECD-Studie

John Bowlby - Wikipedia

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